Von Pferd bis Kaktus – Kulinarisches an der Fünfspurigen

Jeder Reisewarnung zum Trotz essen wir von der Straße auf der Straße. Und nach einer Woche D.F. wissen wir so langsam, was die mexikanische Küche  zu bieten hat – Überraschungen inklusive.

Wie bereits erzählt starteten wir den Ankunftsabend in D.F. mit mexikanischem Bier und mexikanischem Streetfood direkt gegenüber unserer Wohnung. Entgegen der Befürchtung als halber Vegetarier nicht gleich an der ersten Station etwas zu bekommen, konnte ich bei der herzlichen mexikanischen Mutti in Tacubaya die Füllungen der Empanadas sogar aussuchen. Die Empanadas sehen nicht immer gleich aus, sind aber gefüllte Teigtaschen. Unsere ersten bei der Mutti sahen aus wie Piroggen, nur in groß. Auch die Käse-Kartoffel-Füllung erinnerte mich ein bisschen an die russischen Piroggen bei meiner Mutter. Danach wagte ich mich an die erste mexikanische Spezialität: Cuitlacoche (auch Huitlacoche geschrieben). Ist ein ziemlich widerlich aussehender schwarzer Pilz, der nichts anderes als ein Maisparasit ist. Maisbeulenbrand ist hier das Stichwort. Egal. Empanada oder Taco zu und einfach essen. Schmeckt lecker. 


Jonas war etwas unspektakulär unterwegs. Bei ihm gabs Tostada, was eine frittierte Tortilla ist, mit Fleisch. Danach aber bekam er eine Art frittiertes Tomatenbrot, dessen Bezeichnung wir natürlich vergessen haben. Das mit dem Vergessen ist ein echtes Problem. Ist aber auch schwierig mit unserem lächerlichen Spanisch. Man behält die Bezeichnungen maximal 5 Sekunden im Kopf. Alles neu hier und so. Das was wir in Deutschland als mexikanisches Essen präsentiert bekommen, hat nicht sonderlich viel mit Authentizität zu tun. Das Meiste ist nicht viel mehr als TexMex-Küche, wenn überhaupt. Mexikanische Küche ist regional sehr unterschiedlich und vor allem vielfältig. Wieso sollte es auch anders sein. Wir freuen uns schon auf Oaxaca. 

Der Jonas isst ja praktisch alles und hat sich auch allerlei Wagnisse vorgenommen. Gesagt, getan. Auf dem Dienstagsmarkt in Tacubaya startete Jonas mit Pferd. Wirklich fokussiert hat er es nicht, aber der Chef-de-Markt-Cuisine faselte nach dem Bestellen irgendetwas von „Cavallo“ und es gab kein Zurück. War dann aber total okay und es schmeckte ihm. Unser Kumpel ist nach elf Jahren Mexiko schon in ganz anderen Sphären. Seine Tacos waren gefüllt mit Hühnerbauch und anderen Tierteilen, die ich nicht mehr zusammen bekomme, die aber in der deutschen Küche eher selten bis kaum (?) Verwendung finden. Sicher bin ich mir da aber nicht.

Ich bekam versehentlich Fleisch in den Taco. Das war natürlich gut versteckt in allerlei Gemüse und Salsa, daher biss ich herzhaft zu, nachdem der Taco zuvor mit dem Nopales (auch Nopalitos genannt), das sind große Kaktusblätter, die zuvor von den Stacheln befreit wurden, ja schon den Test bestanden hatte. Das Resultat? Ich hatte ein riesen Stück irgendeines Tieres im Mund und es schmeckte nicht. Da half nur eines: elegant alles in eine Serviette spucken und ohne irgendein Gemecker sofort etwas anderes bestellen. Der nächste Taco war mit einer Art Shrimp-Kuchen gefüllt und schmeckte ziemlich gut. Leider weiß ich den Namen nicht mehr. Die Nopalitos fand ich ehrlich gesagt ein bisschen fad. Vielleicht lag es auch am Koch. Konsistenz erinnerte an grüne Paprika, knackig frisch und unaufdringlicher Geschmack.

Kleiner Exkurs: Unser Viertel Tacubaya ist ein durch und durch mexikanisches Viertel, das als Stadt schon lange vor Ankunft der Spanier existiert hat. Im Norden grenzt es an das hippe Condesa. An die Spanier erinnern auch hier viele eklektische und außergewöhnliche Gebäude und Wohnhäuser. Vieles wirkt etwas runtergekommen, es ist mega laut und der Verkehr ist eine Katastrophe, aber die Gegend und der bunte Putz haben ihren Charme und man kann sich Tag und Nacht allein durch die Straßen bewegen. Das einzige, wobei man aufpassen muss, ist, wenn man über die Straße geht. Macht aber trotz Verkehr und der Entfernungen Spaß, alles zu Fuß zu erkunden. Die Menschen sind unglaublich freundlich und zuvorkommend, ganz anders als man es von so einer Megacity erwarten würde. Manchmal machen sie sich vielleicht über die doofen Touristen lustig, die es mit dem Essen nicht blicken, aber das ist okay. Wir kamen darauf klar.

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