Treulose Reisende

Wir verlassen die Stadt in Richtung Westen. Ein wenig Wehmut schwingt mit, als wir Austin hinter uns immer kleiner werden sehen. Gut hat man es in dieser Stadt. Doch wir sind treulose Reisende. Mit jeder Meile, die wir auf dem Highway zurücklegen, vergessen wir die Geliebte der vergangenen Woche. Wir schauen gerade aus, die Sonne blendet und und scheint uns den Weg. Ein Sommertag mitten im Dezember, wir schwitzen und drehen die Klimaanlage hoch. Vor uns liegt der Horizont, wolkenlos und fern.

Wir haben zwar ein Ziel, doch wir entscheiden uns für einen Umweg. Er führt uns zum Hamilton Pool Preserve, ein Schwimmloch mitten in der Prärie. Mag sein, dass man Vieles anders oder intensiver empfindet, wenn man unterwegs und weit weg von Zuhause ist, aber wen schert das in solchen Momenten. Dieser Wald ist wie verzaubert, ein Märchenwald. Nach einem kurzen Marsch tut es sich plötzlich vor uns auf.

 

Wir wussten, dass es da ist, doch der erste Anblick überwältigt uns. Kein noch so gut bearbeitetes Foto kann abbilden, was die Natur geschaffen hat. Schwimmloch, ein so banales Wort für ein kleines Wunder der Natur. Jadefarben das Wasser, Gold schimmernd der Felsen von dem wie Sternenstaub so zart Wassertropfen herabfallen. Wir lauschen dem Plätschern und verabscheuen die drei lauten Touristen, die auf der kleinen Holzbrücke auf und ab springen, so dass es klingt, als würde sie jede Sekunde in sich zusammen brechen. Ich möchte sie ohrfeigen. Sie verstummen von selbst und ich lausche wieder dem Wasser. Raubvögel kreisen am Himmel und kreischen. Ich muss fast weinen.

Als der Tag zu Ende geht, kommen wir in Fredericksburg an, checken ein in ein Motel, stellen unseren Wagen direkt vor die Tür und gehen bald schlafen. Am nächsten Morgen hat der Sommer uns verlassen. Im Winter ist das Wetter launisch in Texas.

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